Brauchtum - Burli´s Bilder

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Brauchtum

Meine 2. Heimat

Krampus:


Am 5. Dezember jeden Jahres findet im gesamten Gasteinertal, bevorzugt im Ortsgebiet ein Krampuslauf statt. Dunkle Gestalten mit Teufelsmasken, das sind geschnitzten Holzmasken aus Birnenholz und aufgesetzten Bockhörndln ziehen von Haus zu Haus gemeinsam mit dem Heiligen Nikolaus.
Die Träger dieser Krampuslarven sind junge Burschen, die in Pelz eingehüllt und mit lauten Schellen bestückt für reichlich Tumult sorgen. Diese Schellen stammen noch aus früher Zeit, wo man nur mit Pferden die Tauern überqueren konnte - sie machen einen schrecklichen, furchterregenden Lärm und sind schon weithin zu hören.



Jede "Pass" besteht aus mehreren Krampussen, einem Körblträger, dem "Girzeltroger" oder Guazltrager (=Zuckerlträger, nicht wie immer wieder behauptet wird "Wurzelträger"), welcher Bäckereien und Nüsse im Korb mit sich führt und einem Hl. Nikolaus, auf deren Aussehen besonderen Wert gelegt wird. Auch trägt jede Pass einen eigenen, seit Generationen überlieferten Namen wie z.B. die "Hochalm-Paß", die "Stubner-Paß" usw. - siehe - Gasteiner Passen - w.u.
Der Nikolaus wurde den dunklen Gestalten erst im 18. Jh. hinzugesellt. Schon lange vorher aber sind im Gasteinertal die Krampusse von Haus zu Haus gegangen um die bösen Geister vom Wohnort fernzuhalten oder sie zu vertreiben. Dafür erhielten sie Naturalien. Revierüberschreitende Passen wurden von den Eingesessenen bekämpft, was nicht selten mit dem Tod eines Krampusläufers einherging. Diese Revierkämpfe werden heute durch das "Rempeln" angedeutet; schwere Verletzungen oder Totschlag gibt es aber natürlich nicht mehr. Vor der Einführung des Nikolaus waren die Krampusse im Tal verboten . . .
Kommt der Nikolaus ins Haus, begrüßt er die Anwesenden und beeindruckt mit Sprüche und Weisheiten nicht ohne darauf hinzuweisen, von wo er denn käme und dass er über alles Bescheid wüsste - so z.B.: "Bin der heilige Nikolaus - bring' Glück und Segen ins Haus ... "
Dann hört er sich die schlechten wie die besonders lobenswerten Taten der Kinder und Erwachsenen an, um sie danach zu tadeln oder auch zu loben. Die Kinder müssen dann ein Gebet aufsagen und werden im strengsten Fall auch noch über religiöse Inhalte geprüft. Erst dann bekommen sie Kekse und Nüsse. Überwiegen die Straftaten, so werden die Krampusse eingelassen; ansonsten bleiben sie ausgesperrt . . .
Am 6. Dezember wiederholt sich dieser Brauch am Land. Die Bauernhöfe werden jeder für sich aufgesucht und in den Bauernstuben geht es wild her, wenn der Nikolaus die Krampusse einlässt.
Kinder wie Erwachsenen sitzen dann gebannt hinter dem Tisch, den sie nicht loslassen dürfen, sonst gewinnen die Krampusse rasch die Oberhand. Selten aber können sie den Tisch wirklich halten - zu wild reißen die Krampusse am Tisch, zerren ihn beiseite und schlagen mit ihren Ruten um sich.



                                                                                   
Rückblick

Die Krampusse, wie sie auch bei den - Gasteiner Perchten - vorkommen gehören zu den sogenannten Schiachperchten. Sie tragen aufwendig geschnitzte Holzlarven mit aufgesetzten Bockhörner und langen Mänteln oder Hosen aus Schaffell. Badgastein und Bad Hofgastein unterscheiden sich dabei etwas in der Tradition. In Badgastein werden ausschließlich Fellmäntel und mit Schaffell überzogene Stiefel verwendet. Die Ruten bestehen aus gebündelten Weidenästen. In Hofgastein sind es Fellhosen und die Ruten werden durch lange Rosshaare ersetzt.
Die Glockenrollen stammen z.Teil noch von den einstigen Saumpferden, welche die Waren über den Tauernpass brachten und so schon weithin auch im dichten Nebel zu hören waren. Als Hörner der Köpfe werden ausschließlich Ziegenbock- und Widderhörner zugelassen, wobei in früheren Zeiten höchstens 2 derartige Hörner am Kopfe befestigt wurden oder die Krampuslarven waren ganz hornlos.
1950 schnitzte Sepp Lang - ein akademischer Bildhauer - viele der noch heute getragenen Larven, welche als traditionelle Larvenform weite Verbreitung fand. Viele dieser Köpfe wurden allerdings nie getragen und zieren lediglich die Wohnung so mancher Krampuslieblinge. Teilweise wurden die Larven überhaupt nur zur Dekoration geschnitzt und überhaupt nicht ausgehöhlt. Sie waren reine Schauköpfe um den Wunsch der damaligen Gäste nachzukommen. In Bad Gastein war es der Schnitzer Karl Hummel mir den bekannten "Hummel-Köpfen", in Bad Hofgastein die "Lang-Köpfe". Beide führten zu jenem Maskentypus, der für Gastein zum Vorbild wurde.
Viele der "Passen" haben schon eine lange Tradition, ebenso deren "Köpfe". Als einer der ältesten und für die zukünftige Schnitzgeneration lange Zeit als Vorbild dienend, war der "Bleiwang-Kopf" (Bleiwangbauer). Es ist einer der ersten "Lang-Köpfe" des bereits erwähnten Bildhauers Sepp Lang. Die meisten befinden sich in Familienbesitz und werden nur an engste Bekannte oder Verwandte weitergegeben und selbstverständlich heute noch getragen.
Der - Kramperl-Lauf - ist streng an den 5. und 6. Dezember gebunden. Früher aber wurden im ganzen Dezember bis 6. Jänner des folgenden Jahres Krampusläufe durchgeführt. Mit dem Nikolaus kam auch der Engel hinzu, der in Bad Hofgastein vorübergehend abgeschafft wurde, jetzt aber zunehmend wieder nach alter Tradition Eingang findet. Insgesamt ist an der Ursprünglichkeit des Krampuslaufes wenig verloren gegangen.
So wie die typische Form der Gasteiner Larven ist auch der überlieferte Ablauf erhalten geblieben. Die Familien werden von den Passen aufgesucht und die Kinder vom Hl. Nikolaus beschenkt. Dieser belehrt die Anwesenden mit alten oder auch neuen, oftmals selbstgereimten Nikolaussprüchen. Die selbst auferlegten Krampusregeln haben sich im Laufe der Zeit durch mündliche Überlieferung erhalten und sind im wesentlichen auch immer streng eingehalten worden und bestätigt sich in der ungebrochenen Begeisterung bei den Krampuspassen wie bei der Bevölkerung.


Perchtenlauf:
Perchten sind weibliche Masken- und Sagengestalten, die in den Wintermonaten auftreten. Seit Jahrhunderten soll auch in Gastein dieser Brauch bestehen. Nachgewiesen ist der erste Perchtenlauf erstmals 1898 und hat danach auch regelmäßig stattgefunden. Über 140 Personen, dabei 30 Kappenträger waren im Jahr 2002 und 2006 am Umzug beteiligt.
Die Figuren versinnbildlichen alle möglichen Geister und Dämonen, an die die Menschen immer glaubten.



Geschichtlicher Hintergrund

Überirdische Kräfte, gelenkt von nicht greifbaren Wesen werden vom Menschen immer als bedrohlich empfunden und haben ihr Leben stark beeinflusst. Zur Besänftigung der Geister und Dämonen, wurden Kostümierungen verwendet, um sich ihnen ähnlich zu machen. Der Südtiroler Hans Vintler beschrieb bereits 1486 die Frau Perchta mit der langen Nas’, sowie teufel- und schnabelähnliche Gestalten. Sie sind wohl in weiten Teilen Europas verbreitet.
Zimburg schreibt: Die Naturverbundenheit der Bauern veranlasste ihn alle Naturereignisse, Missernten und Unfruchtbarkeit der Tätigkeit unsichtbarer, übelwollender Mächte zuzuschreiben. Um diese von Familie, Haus, Hof und Vieh fernzuhalten, herrschte allgemein der Glaube vor, das gewissen Masken die Kraft innewohne, böse Dämonen zu vertreiben. So entstanden die schiachen Masken. Lärm und Glockengeläute sollen die Wirkung noch verstärken. Die so verkleideten Perchten glaubten nun, nicht nur die äußere Gestalt der bösen Unholde angenommen zu haben, sondern glaubten auch, dass dadurch auch die Verbindung mit den übermenschlichen Welt hergestellt sei, sodass auch sie diese Kräfte besitzen. Diese Vorstellung erklärt das übermächtige Perchtentreiben. In den Schönperchten und den diese begleitenden Kobolden hingegen sahen sie Glücksbringer und Fruchtbarkeitsspender, deren Träger sich heute noch so fühlen.
Nach Gastein scheinen diese Bräuche von Südtirol über Nordtirol gekommen zu sein, wo nach der Vertreibung der Protestanten Tiroler und Bayern nach genauer Prüfung ihrer Gesinnung bzw. nach strenger Glaubensprüfung zu günstigen Bedingungen Bauernhöfe erwerben konnten und sich zahlreich ansiedelten. Die Umzugs- und Fassnachtgestalten wurden dabei von ihrer Heimat wohl ins Gasteinertal mitgenommen. Wieweit der Saumhandel über den Tauernpass die Perchtenfiguren mitgeprägt hat ist nicht bekannt, eine Beeinflussung diesbzgl. ist aber wohl anzunehmen.
Im Jahre 1730 wurde von Erzbischof Firmian erstmals ein Auftrittsverbot der Perchten in Gastein verfügt. Erzbischof Hieronymus von Colloredo erneuerte 1787 dieses Verbot. Perchtenläufe wurde dann eben geheim und nur mehr in den Nachtstunden abgehalten. Um einer Verhaftung zu entgehen, mussten die Perchten tatsächlich "laufen", woher auch der Name "Perchtenlauf" stammen soll. Erst nach dem Besuch von Kaiser Ferdinand im Jahre 1837, der von den Kostümen der Perchten offensichtlich beeindruckt war, wurden diese aufgewertet. Eine wirkliche Aufwertung aber fanden die Perchten erst durch die Brüder Grimm ab etwa 1850, die mit ihrer germanischen Götter- und Sagenwelt die Perchten besonders hervorhoben.
Bis in die 20-er Jahre nahmen nur Perchtenläufer aus dem Kötschachtal, Kötschachdorf und Remsach teil. Noch im Jahr 1944 waren es 58 Personen mit 8 Kappenträger, 1998 zählte man 137 Mitwirkende mit 30 Kappenträger im Zug.


Die Frau Perchta

Die Perchten sind die Personifikation der verschiedenen Eigenschaften von einer mythischen Gottheit, der Domina Perchta. Das Wesen der Frau Perchta entspricht einer schönen und einer hässlichen (schiachen) und wird symbolisiert durch die Kleidung der Frau Perchta selbst und der Schönperchten und Schiachperchten insgesamt. Die Domina Perchta zeigt das Gute wie das Böse gleichzeitig in einer Person. Eine Larve, geschnitzt von unserem Bildhauer Viehauser Sepp zeigt einerseits ein gutmütiges Frauengesicht auf der einen Seite der Larve, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch ein Fratzengesicht. Das plötzliche Umdrehen nach einem Handschlag zeigt blitzartig die Kehrseite der Person und überrascht so den erst freundlich begrüßten. So soll das Gute und Böse in einem symbolisiert werden.
Die Kleidung der Domina Perchta besteht auf der Seite des Bösen aus einem blauweiß gemusterten Kittel mit angestückelten schwarzen Rock und verschiedenen Stoffresten. Die schöne Seite besteht aus einem schwarzen, langärmligen Dirndlkleid, dekoriert mit Goldkordeln. Ebenso konträr zeigt sich der spitzkegelige Hut, der einerseits aus rotem Filz besteht und mit Strohblumen dekoriert und auf der anderen Seite mit Hühnerfedern besetzt ist.


Die Figuren

Der Schnalzer bzw. Rösslreiter geht dem Zug voran. Der Vorteufel mit einer Mistgabel ausgerüstet geht hinter den Rösslreitern und macht den Weg frei für den Zug. Der Zug wird dann vom Glockenträger angeführt. Er kündigt mit seinem Läuten das Herannahen der Perchten an. Der Glockenträger gehört zu den Lärmperchten, der durch sein Läuten das Frühjahr aufwecken soll.
Dann folgen die schönen Tafelkappen. Die Kappenträger tragen einen Salzburger Anzug mit goldenen Quasten und Kordeln an Schulter und Rücken. Alle tragen sie einen Säbel und weiße Handschuhe. Die Kappen sind an Familien gebunden und werden in mühevoller Kleinarbeit immer wieder abgeändert und neu aufgekranzt.
An weiteren Figuren finden sich König Herodes mit Frau. Sie verkörpern das Aburteilen von Ständen (Weinpantschen bei Wirten, Milchwässern etc.). Fanfarenbläser und 4 Soldaten begleiten König Herodes. Erstmals waren 1998 beim Perchtenlauf auch die Heiligen 3 Könige mit Sternträger beteiligt.
Die Bären verkörpern die Macht des Winters und der bösen Elemente, die von den Treibern unter Kontrolle gehalten werden. Das Schleiferweibl, welche mit lustigen Sprüchen versucht als Messer- und Scherenschleiferin ihre Dienste anzubieten. Sie zählt zu den glücksbringenden Figuren; ebenso das Schleifermandl, die Hanswurste als Fruchtbarkeitsbringer und das Werchmandel (Werch = Baumflechten), welches symbolhaft für die Arbeit der Bauern im Wald steht.
Die Hexe, schön oder schiach (hässlich) symbolisiert die Zwiespältigkeit der Perchten. An der Spitze des Zuges macht sie mit ihren Reisig-Besen Platz und bringt Leben in den Zug.
Die Schnabelperchten gibt es auch im Nachbartal Rauris und es ist möglicherweise zum Austausch dieser Figuren gekommen. Sie gelten als Ordnungsperchten und sehen in den Stuben nach, ob alles ordentlich sauber ist. Die Verfolgung von Jäger und Wilderer wird im Perchtenlauf realistisch dargestellt.
Die Habergeiß ist immer noch ein Kinderschreck. Die Gestalt wirkt abschreckend auf Kinder. Seit 1998 gibt es auch einen Habergeiß-Treiber und letztlich die allseits gut bekannten Schiachperchten - Krampusse, welche die Frau Perchta bzw. König Herodes im wilden Durcheinander begleiten.


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